In seinem neuen Buch „Tierfotografie – Der richtige Augenblick“ beschreibt der bekannte Naturfotograf – und Referent beim Limeshainer Naturfoto-Treff – Winfried Wisniewski worauf es bei der Fotografie von Tieren ankommt: den richtigen Augenblick zu erwischen, den entscheidenden Augenblick festzuhalten.

Das Bild muss eine Situation wiedergeben, die eine bloße Abbildung weit übersteigt. Letztendlich ist es das Ergebnis der Bemühungen des Fotografen den richtigen Augenblick zu erwischen, den Moment, der vor der Linse passiert.

Diese kreative Fotografie ist das was heute erwartet wird. Sie hat die Naturfotografie interessant und spannend gemacht. In keinem Wettbewerb wird das reine Abbild eines Tieres zu Siegerehren kommen. Die klassische Tierfotografie ist in den Hintergrund geraten.

Das muss nicht zwangsweise so sein. Wisniewski sieht auch die anspruchsvolle klassische, an der Realität und an den Inhalten orientierte Tierfotografie als gleichrangig zur kreativen, ästhetischen Tierfotografie.

Es gilt heutzutage umso dringender Tierarten zu dokumentieren, sie mit klaren erkennbaren Merkmalen abzulichten und nachzuweisen, wo welches Tier vorkommt, um eventuell Schutzmaßnahmen einleiten zu können. Auch dies ist eine Aufgabe der Tierfotografie.

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Was ist eigentlich Naturfotografie, werte Naturfoto-Freunde, fragte Dr. Hans-Peter Schaub in einem seiner letzten Bücher? Und diese Frage führt gleich zur nächsten: Was ist in unserer industrialisierten, über Jahrtausende vom Menschen überformten und kultivierten Landschaft eigentlich noch Natur? Ist also Naturfotografie im eigentlichen Sinne nur noch in der Antarktis, in der sibirischen Tundra oder im noch weitgehend unberührten Herzen des Amazonasurwaldes möglich? Ist also das was wir hier so leichthin als Naturfotografie bezeichnen, das Fotografieren von Tieren, Pflanzen und Landschaften, am Ende eigentlich nur Kulturfotografie?

Ja und nein.
Ja, weil es in der Tat in Mitteleuropa so gut wie keine von Menschen unbeeinflusste Landschaft mehr gibt. Selbst Bilder, die den Eindruck von Unberührtheit und Wildnis vermitteln, zeigen doch auch Spuren menschlichen Wirkens.
Nein, weil wir selbst Teil der Natur sind. Wir sind hier nicht zu Gast, sondern wir wohnen hier auf diesem Planeten – dauerhaft und nicht erst seit gestern. Also richtet sich unser Augenmerk auf die Erhaltung der uns umgebenden Natur. Folgt man dieser Argumentation konsequent, ist allerdings alles, was wir fotografieren, Naturfotografie. So bilden letztendlich doch Tiere, Pflanzen und Landschaften die Motive, denen wir uns zuwenden. Dabei spielt es keine Rolle ob die Pflanzen in einem entlegenen Gebirgstal oder im heimischen Garten stehen, ob das Tier im Gehege oder in freier Wildbahn lebt. Unabhängig vom emotionalen Erleben des Fotografen bei der Aufnahme, zählt beim Betrachter doch im Wesentlichen das Bild an sich, das Ergebnis der fotografischen Bemühungen.

Die wichtigsten Werkzeuge des Fotografen sind die Augen, Neugier und ein Gespür für Licht und Formen. Die erlauben es uns die großen Schönheiten zu entdecken und die mystischen Stimmungen in unserer durch und durch kultivierten und industrialisierten Landschaft zu finden und vermeintlich bekannte Tiere in gänzlich ungewohnter Weise zu porträtieren.

Genau dazu möchte ich Sie ermuntern.

Gelungene Bilder aus der Natur sind geeignet beim Betrachter Faszination und damit auch Begeisterung für die Natur zu wecken. Von der Begeisterung für die Natur bis zu dem Anliegen sich um ihren Erhalt zu bemühen ist es mitunter nicht weit.

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Es ist nicht allzu lange her, verehrte Naturfoto-Freunde, da war jegliche Aufnahme vor oder in der Nähe von Brutstätten verpönt. Heute sieht man das etwas lockerer. In den Foren findet man etliche Aufnahmen, die in unmittelbarer Nestnähe fotografiert wurden. Wie sorgsam ist der Fotograf damit umgegangen?

Auf einer britischen Vogelinsel habe ich während der Brutzeit Fotografen mit 600er Teleobjektiven und Fotografen mit Handy oder noch besser mit Tablet gesehen. Beiden nicht gemeinsam ist das Gewicht und die Größe der Fotogeräte, beiden gemeinsam ist der Wille ein gleich gutes Foto damit zu erzeugen.

Das dies nicht funktionieren kann ist jedem normal denkenden Menschen bewusst. Um physikalisch das Ungleichgewicht wieder herzustellen muss sich der Handyfotograf bewegen und zwar nach vorne, auf die Vögel zu. Dies führt in vielen Fällen dazu, dass die Wohlfühlzone unterschritten wird mit Folgen, die oftmals nicht gleich erkannt werden, aber dramatische Auswirkungen haben können auf Brutergebnis oder Jungenaufzucht.

In der Satzung des Naturfoto-Team Limes steht: Für die Mitglieder hat die Achtung vor dem Leben bei der fotografischen Arbeit Vorrang.

Die sollte, nein muss für alle Naturfotografen gelten gleich mit welchem Fotogerät sie unterwegs sind. Und wir haben die Aufgabe das einzufordern wo dies nicht eingehalten wird. Ich glaube, dass Sie der gleichen Meinung sind.

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Was wir schon lange wissen, haben nun amerikanische Wissenschaftler festgestellt.
Unser wunderbares Hobby Naturfotografie ist gesund.
Ein Spaziergang in der Natur vermindert die Aktivität des Stirnhirnbereiches, der für Grübelei und Depression zuständig ist – ein Indiz, dass sich Natur positiv auf depressive Verstimmung auswirken könnte.

Fazit: je mehr Natur, desto angenehmer für das Gehirn. Wenn dabei noch gute Fotos rumkommen – was will man mehr?